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Innovatives Arbeitszeitmodell gewinnt «Swiss HR-Award 2024»

Nach einer einjährigen Testphase wird das innovative Arbeitszeitmodell für die Pflege am 1. Juni 2024 in den Regelbetrieb überführt. Das «Bülacher Modell» stösst in der Arbeitswelt auf grosses Interesse. Rund 40 Unternehmen aus verschiedenen Branchen haben sich bereits danach erkundigt. Am HR Festival Europe wurde das Modell nun mit dem ersten Preis für zukunftsweisende und innovative HR-Projekte ausgezeichnet.
Manuel Portmann und Daniela Pfeiffer-Stöhr
Manuel Portmann, Leiter HRM, und Daniela Pfeifer-Stöhr, Direktorin Pflege und Therapien freuen sich über die Auszeichnung. Fotocredit: David Biedert / HR FESTIVAL europe

Die Gesundheitsbranche ist besonders vom Fachkräftemangel betroffen. Vor allem in der Pflege fehlt das Personal. Erschwerend kommt hinzu, dass durch die Alterung der Gesellschaft immer mehr Pflegeleistungen benötigt werden. Das Spital Bülach wollte das Problem nicht nur mit generellen Lohnerhöhungen lösen, sondern mit einem Modell, das den Bedürfnissen der Mitarbeitenden und des Betriebes entspricht. Manuel Portmann, Leiter HRM, und Daniela Pfeifer-Stöhr, Direktorin Pflege und Therapien, entwickelten zusammen mit den Pflegeteams ein innovatives Arbeitszeitmodell. Das dreistufige Modell belohnt die Flexibilität und Spontanität der Mitarbeitenden und ermöglicht es ihnen ihre Arbeit der jeweiligen Lebensphase anzupassen. (Details siehe unten)

Erfolgreiches Pilotprojekt

Nach einer einjährigen Pilotphase mit 400 Mitarbeitenden wird das Modell ab dem 1. Juni 2024 in den Regelbetrieb überführt. Umfragen haben ergeben, dass drei Viertel der Pflegenden mit dem Modell «zufrieden bis sehr zufrieden» sind. Die Vorteile des Modells liegen auf der Hand: Durch dieses Modell wird der Pflegeberuf attraktiver, weil es auf die Bedürfnisse der Mitarbeitenden eingeht. Durch die Flexibilität konnten auch Fachkräfte zurück in den Pflegeberuf gewonnen werden, die sonst in andere Branchen gewechselt oder auf den Wiedereinstieg verzichtet hätten. Da sich die Flexibilität und Spontanität bei jedem Einsatz auszahlt, erhalten explizit diejenigen Mitarbeitenden einen höheren Lohn, die auch zusätzlichen Mehrwert für das Unternehmen erbringen. Das «Giesskannenprizip» für alle ohne einen Leistungsnachweis wird so vermieden.

Eine Million Franken für die Pflegekräfte

Insgesamt investiert das Spital Bülach rund eine Million Franken in das neue Modell. Damit kann auch der Einsatz von teurem Temporärpersonal reduziert werden und das Geld kommt den eigenen Mitarbeitenden zugute. Für die Überführung in den Regelbetrieb wurde das Modell aufgrund der Rückmeldungen der Mitarbeitenden weiterentwickelt. Durch den Erfolg in der Pflege wird geprüft, das Arbeitszeitmodell auch auf andere Berufsgruppen im Spital auszuweiten.

Mehr als 40 Anfragen aus allen Branchen

Aber auch ausserhalb des Spitals stösst das «Bülacher Modell» in der Arbeitswelt auf grosses Interesse. So haben Manuel Portmann, Leiter HRM, und Daniela Pfeifer-Stöhr, Direktorin Pflege und Therapien, seit Beginn der Pilotphase vor einem Jahr rund 40 Anfragen aus dem Gesundheitswesen, aber auch von Unternehmen aus verschiedenen anderen Branchen erhalten – von der Justizvollzugsanstalt, über den Flughafen bis zum Luxushotel. «Der Vorteil unseres Arbeitszeitmodells ist unter anderem, dass es auch branchenunabhängig angepasst und eingesetzt werden kann», erklärt Manuel Portmann.

Erster Preis beim Swiss HR Award

Jetzt hat das «Bülacher Modell» beim «HR Festival Europe» in Zürich den ersten Preis gewonnen. Im Rahmen der zweitägigen Messe wurde der Swiss HR Award in vier Kategorien verliehen. Das Spital Bülach war als einer von zwei Finalisten in der Kategorie «Talente halten» nominiert. Der Preis zeichnet zukunftsweisende und innovative HR-Projekte und Ideen aus, die mutig und kreativ neue Wege in der Personalarbeit beschreiten. Eine 19-köpfige Fachjury hatte im Vorfeld acht herausragende HR-Projekte für die Shortlist nominiert. Pflegedirektorin Daniela Pfeifer-Stöhr freut sich über die Auszeichnung: «Sie zeigt, dass wir als Spital innovativ unterwegs sind und damit auf die Bedürfnisse der Mitarbeitenden eingehen können. Ein herzliches Dankeschön geht an alle Kolleginnen und Kollegen, die mit ihren Ideen zu diesem grossen Erfolg beigetragen haben».

Preise HR Festival
Fotocredit: David Biedert / HR FESTIVAL europe

Auf einen Blick: Das neue Modell erklärt

Das Arbeitszeitmodell besteht aus drei «Stufen». Flexibilität in der Dienstplanung und Spontanität werden durch Zulagen belohnt. Das Modell gilt für neue und bestehende Mitarbeitende. Bestehende Mitarbeitende können damit ihre Konditionen zusätzlich verbessern. Die Stufen reichen von «Fix» über «Flex» bis hin zu «Super Flex».

Stufe «Fix»
Das Basismodell eignet sich für Mitarbeitende, die feste Arbeitszeiten und Arbeitstage wünschen. In diesem Modell müssen keine Nachtdienste geleistet werden. Diese Stufe wird mit dem bestehenden

Grundlohn vergütet. Die Stufe «Fix» ist ideal für alle, die viel Planungssicherheit benötigen und auf Nachtdienste verzichten wollen.

Stufe «Flex»
Flex-Mitarbeitende werden in die reguläre Dienstplanung ihrer Station eingeplant. Sie übernehmen auch Nachtdienste und springen bei Bedarf einmal pro Monat auf ihrer Station ein. Für diese Flexibilität in der Dienstplanung und Spontanität erhalten diese Mitarbeitende 200 Franken als Zulage zum Grundlohn. Überzeit kann mit Freizeit kompensiert werden oder ab 40 zusätzlichen Stunden auch ausbezahlt werden. Die Stufe «Flex» eignet sich für alle, die eine Planungssicherheit wünschen, aber flexibel in der Dienstplanung sind.

Stufe «Super Flex»
Mitarbeitende in der Stufe «Super Flex» erhalten monatlich 350 Franken Zulage zum Grundlohn. Dafür springen sie bei Bedarf zweimal im Monat auch in anderen Abteilungen oder Fachbereichen ein. Zusatzstunden werden sofort ausbezahlt. Die Stufe «Super Flex» eignet sich für alle, die weitgehend ungebunden und flexibel in der Dienstplanung und im Einsatz sind.

Über das Spital Bülach

Im Zürcher Unterland stellt das Spital Bülach mit 170 Betten und rund 1‘300 Mitarbeitenden eine erstklassige medizinische Versorgung für 180‛000 Menschen sicher. Die Kliniken Chirurgie, Bewegungsapparat, Innere Medizin, Gynäkologie & Geburtshilfe, Neonatologie sowie die Institute Radiologie und Anästhesiologie bieten vielfältige stationäre und ambulante Leistungen an.